Es gibt Menschen (darunter insbesondere Narzissten), die wahre Kontrollfreaks sind. Das äußert sich auch in ihrer Sprache. Mit Sätzen wie diesen entscheiden sie darüber, wie du (vermeintlich) bist:
Du bist zu laut. Du bist nicht klug genug. Du bist zu empfindlich. Du machst alles falsch. Du bist zu rechthaberisch.
Natürlich sagen alle Menschen hin und wieder mal ähnliche Sätze, zum Beispiel, wenn sie genervt sind oder weil sie die andere Person in einer bestimmten Situation so einschätzen. Das kann die angesprochene Person natürlich verletzen, doch wir sind alle nur Menschen – und Menschen verletzen andere. Nicht zuletzt, weil Menschen unterschiedlich denken und aufgrund ihrer Vorerfahrungen unterschiedlich agieren. Damit müssen wir alle lernen umzugehen. Es bedeutet also nicht automatisch, dass ein Mensch narzisstische Tendenzen hat oder gar ein Narzisst ist, wenn er solche Dinge hin und wieder von sich gibt.
Wenn jedoch ein Mensch dir gegenüber stets und ständig so agiert, dir ständig einzureden versucht, dass du dich “falsch” benimmst, ist irgendetwas faul. Vor allem, wenn er sich nur dir gegenüber so verhält. Denn damit versucht er, dich und dein Verhalten zu kontrollieren. Du sollst dich anders benehmen, häufig verbunden mit Androhungen wie “Wenn du das nicht änderst, dann …”.
Das Ergebnis: Du verhältst dich dieser Person gegenüber automatisch irgendwann vorsichtiger. Du versuchst, nicht länger anzuecken. Vor allem dann, wenn dir diese Person wichtig ist, du vielleicht sogar in irgendeiner Form von ihr abhängig bist, sei es im Job, in einer Partnerschaft oder einer Freundschaft.
Kontrolle ist jedoch auch, die andere Person davon überzeugen zu wollen, wie sie dich sehen soll. Jeder Mensch hat eine eigene Wahrnehmung von sich, die nicht mit der Fremdwahrnehmung übereinstimmen muss. Nimmt eine andere Person dich nicht so wahr, wie du dich selbst, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Du kannst schmollen.
- Du kannst wütend werden.
- Du kannst den anderen beschimpfen.
- Du kannst verlangen, dass die andere Person dich so sehen soll, wie du dich selbst siehst.
All das sind auch Formen von Kontrolle.
Du kannst jedoch auch entscheiden, dass du die Deutungshoheit über dich selbst besitzt, die eine andere Person nicht teilen muss. Sie muss dich auch nicht mögen. Damit übernimmst du Verantwortung für dich. Und damit lebt es sich besser.
Das heißt überhaupt nicht, dass du alles hinnehmen musst, was dir widerfährt. Solltest du merken, dass eine Person dir durchgängig versucht klarzumachen, dass du so, wie du bist, nicht in Ordnung bist, helfen die in der Liste genannten Möglichkeiten dir ohnehin nicht. Denn mit diesen Reaktionen bestätigst du die andere Person unter Umständen nur. Die andere Person bekommt quasi Rückenwind für ihre Behauptungen. Du reagierst auf sie und ihren sprachlichen Missbrauch und unterstreichst damit unbewusst das, was sie von sich gegeben hat. Und das, obwohl sie der Auslöser dafür ist, dass du dich wehrst. Sie ist die Person, die Gewalt dir gegenüber ausübt, um dich und dein Verhalten zu kontrollieren.
Was also kannst du tun? Letztlich kannst du dich von einer Person , die dir permanent sagt, wie du vermeintlich bist, nur distanzieren, jedenfalls wenn du und – ganz wichtig – auch andere Menschen in deinem Umfeld, denen DU vertraust, eine ganz andere Einschätzung von dir haben. Die Ansicht anderer ist deshalb von Bedeutung, weil ja auch du der “Geisterfahrer” sein könntest. Deshalb solltest du Menschen, die du schon lange kennst und die dich unterstützen, fragen, ob die Person Recht haben könnte, die dir ständig einredet, dass du so und so bist. Doch verlass dich auch auf dein Bauchgefühl und deine bisherigen Erfahrungen mit anderen Menschen. Ist dir so etwas wie mit dieser Person vorher noch nie passiert, vertrau dir und deinem Gefühl.